Der zweite Teil der Hl. Messe heißt „Eucharistiefeier“.
Sie beginnt mit der
Gabenbereitung
Zur Gabenbereitung werden die Gaben (in der Regel von Messdienern) zum Altar gebracht. Der Priester verlässt jetzt den Ambo, von wo aus er den Wortgottesdienst geleitet hat, und geht zum Altar. Die angereichten Gaben BROT und WEIN werden emporgehoben, und dabei wird vom Priester leise ein Gebet gesprochen, während die Gemeinde ein Lied singt und die Kollekte eingesammelt wird. Die Darbringung der Gaben für die Heilige Messe war in den früheren Jahrhunderten ein mühseliges Werk. Es beanspruchte vor allem den Küster, darum erhielt er auch in manchen Gemeinden Deutschlands den Namen „Offermann“ oder „Oppermann“ (in Anlehnung an das Lateinische: offere = Darbringen der Gaben).
Mit dem Opfer wurden auch andere Gaben für die Bedürfnisse des Gotteshauses dargebracht: Wachs und Öl etc., auch für den Unterhalt der Altardienste musste gesorgt werden, ebenso eine Gabe für die Armen. Der Diakon, der über die Verwendung wachte, wurde damit auch der Wächter über die Gaben. Kein Wunder, dass mehrere Jahrhunderte lang jeweils der Archi-Diakon des verstorbenen Papstes zum Papst gewählt wurde. - Im Kanon (Hochgebet) der Kirche gibt es ein eigenes Gebet zur Segnung der bei der Messe nicht verwendeten Naturalien. Später tritt an die Stelle der Gaben eine Geldspende. Oft spricht man noch vom „Opferteller“, weil er eine Nachbildung und eine Erinnerung an die Patene (Brotschale) sein soll.
Ein Lied aus dem Gotteslob, Nr. 186: „Was uns die Erde Gutes spendet“, deutet das Geschehen bei der Gabenbereitung auf wunderbare Art und Weise. Da heißt es: Die Erde spendet uns Gaben; Menschen haben mit „ihrem Fleiß“ die Gaben vorbereitet. Nun legt die Gemeinde diese Gaben auf den Altar; und dann die Bitte „Herr, schenk uns sie verwandelt wieder, in Jesus Christus, deinem Sohn.“
Das Gebet, das der Priester leise spricht, während er die Gaben emporhebt, ist dem jüdischen Haus- und Familiengebet entnommen:
„Gepriesen bist du, Herr, unser Gott ...“ Auch die Heilige Familie sprach diese Worte, sei es in Nazareth, auf der Flucht nach Ägypten oder sonstwo. Unser Gebet zur Bereitung der Gaben versetzt uns in die Gebetsgemeinschaft mit den Betern aller Zeiten. Ganz ähnlich begann auch das Gebet beim Abendmahl, bevor Jesus verraten wurde.
Der Priester nimmt einige Tropfen Wasser und fügt sie dem Kelch mit Wein bei. Bis ins 20. Jahrhundert betete man im Bistum Köln und Trier vielerorts: „Wasser floß aus der Seitenwunde Christi ...“. Der Gedanke liegt dem Wort nach sehr nahe und passt dennoch nicht. Denn noch ist Christi Blut nicht im Kelch.
Seit dem Zweiten Vatikanum betet die Kirche einheitlich: „Wie das Wasser sich mit dem Wein verbindet zum Heiligen Zeichen, so lasse uns dieser Kelch teilhaben an der Gottheit Christi, der unsere Menschennatur angenommen hat“. In diesem Gebet wird betont, dass Jesus Christus wahrer Gott und wahrer Mensch ist. Dieses Bekenntnis war oft ein Streitpunkt in der Kirche.
Der Weihrauch, der bei der Gabenbereitung (besonders an Hochfesten) sinnfällig ins Auge springt, erinnert an mehrere Stellen in der Heiligen Schrift, die hier nicht alle angeführt werden können. Nur zwei seien genannt:
„Da geht nun der Weihrauch der Prozession voran, wie die Wolkensäule dem Volke Israel, da hüllt die Weihrauchwolke Altar und Gotteshaus, Menschen und segensbedürftige Gegenstände ein, wie die Wolke der Gegenwart Gottes über dem Bundeszelt.“ (Ex 13,21; 40,35)
„Die Weisen fielen vor ihm nieder und beteten ihn an und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe dar... (Mt 2,11)
Die Händewaschung ist eine kleine Predigt für den Zelebranten (Priester). Mithören sollen alle Gottesdienstteilnehmer. Es kommt der Fußwaschung gleich; es ist ein letzter Bußakt vor dem Eintritt in die Heiligste Feier. Die Bitte des Zelebranten „Herr, wasche ab meine Schuld, von meinen Sünden mache mich rein“ (Ps 51,4) erinnert auch an die Händewaschung des Pilatus. Aber dem Priester soll es ergehen wie Petrus. Nur sind die Worte auszutauschen; Herr, nicht nur die Hände, sondern auch das Haupt und den inneren Menschen! Dann wird er nicht der würdevollen Heuchelei des Pilatus gleichen, sondern dann wird es wirklich zu einem demütigen Akt vor dem Eintritt in die Heilige Feier.
Das Gabengebet gehört zum ältesten Bestand der Heiligen Messe. Das Gabengebet - hört man intensiv zu - enthält oft sehr kostbare Gedanken. Da ist von einem heiligen Tausch die Rede. Gott schenkt die Gaben Brot und Wein und ER verwandelt sie in Leib und Blut Christi.
Das Hochgebet
Nur die deutsche Sprache kennt das Wort „Hochgebet“; es ist angelehnt an die Worte „Hoch-Zeit“, „Hoch-Konjunktur“, „Hoch-Kultur“ usw. Das Wort sagt: Es ist etwas Besonders, Hohes, Feierliches.
Das Hochgebet hat verschiedene Teile, nennen wir sie auch Strophen; das Hochgebet ist so etwas wie Poesie, Gesang, feierliche Handlung.
Die erste Strophe heißt: Präfation. Der Priester leitet ein durch den Eröffnungsruf: „Der Herr sei mit euch!“ (es ist das Vorwort; Präfation kommt vom Lateinischen „fari prae deo“ = vor Gott sprechen).
Am Schluss dieser Präfation, in der Gott für seine Heilstaten gepriesen wird, steht das „Trishagion“, das dreimalige Heilig.
Sanctus
Das Heilig (oder Sanctus-Lied) soll jedenfalls das dreimalige Heilig enthalten: Es erinnert an den Einzug Jesu in Jerusalem. Das Sanctus-Lied soll ein Lied der Gemeinde sein (in der Regel z.B. nicht von einem Solisten gesungen), weil es der Ruf des Volkes beim Einzug Jesu in Jerusalem war! „Hochgelobt, der da kommt im Namen des Herrn!“
In früheren Zeiten gab es 267 Präfationen (Sacramentar von Verona), heute kennen wir „nur“ 96 Präfationen. Sie merken, dass sonntags, an Feiertagen, an Hochfesten immer eine andere Präfation gesungen (selten gesprochen gebetet) wird, weil Gott immer für eine andere große Tat gepriesen wird.
Das Eucharistische Hochgebet - das also eingeleitet wird durch die Präfation - erinnert sehr stark an die Gläubigen im Judentum. Die Danksagung im Hochgebet hat seine Wurzeln im jüdischen Pascha-Mahl, bei dem die Juden für die wunderbare Befreiung Israels aus Ägypten danken. Diese Gottestat hat nach christlichem Glauben ihre große Erfüllung gefunden durch Leben, Kreuz und Auferstehung Jesu.
Bei den Hochgebeten gibt es folgende zu nennen: Die vier Hochgebete des Messbuchs, dann gibt es die sogenannten „Schweizer Hochgebete“, das Versöhnungshochgebet und drei Hochgebete für Gottesdienste mit Kindern.
Grundsätzlich gilt: Beim Hochgebet der Heiligen Messe verkündet der Priester dankend den Tod und die Auferstehung Jesu.
Warum ist hier Grund zu danken? In der christlichen Religion ist (einmalig in der Religionsgeschichte) von einem Gott die Rede, der Mensch wurde, um mit den Menschen auf Erden das Leben zu teilen. Leben teilen heißt, nicht nur die Freuden und glücklichen Stunden des Menschseins zu genießen, sondern auch das Leid, die dunklen Stunden zu durchleben, um so uns allen in Schmerz, Leid und Verlassenheit nahe zu sein.
Das Geheimnis des Glaubens ist die Tatsache, dass es nie einen Ostersonntag gibt ohne Karfreitag und keinen Karfreitag ohne Ostern.
So beginnen in der 2. Strophe die „Abendmahlsworte“ oder „Einsetzungsworte“ mit dem Leiden Jesu:
„Am Abend vor seinem Leiden, ...“
„Am Abend, an dem er ausgeliefert wurde ...“
„Denn in der Nacht, da er verraten wurde ...“ oder
„Da er die Seinen liebte, die in der Welt waren, liebte er sie bis zur Vollendung ...“
Das sind die einleitenden Worte der vier verschiedenen Einsetzungsberichte (so haben wir auch verschiedene Hochgebete). Und der Schluss des Einsetzungswortes lautet: „Geheimnis des Glaubens“; hier feiern wir unseren Glauben: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit!“ Wir verkünden den Tod (Karfreitag) und preisen seine Auferstehung (Ostern), bis er wiederkommt. Denn das glauben wir als Christen: Der Herr kommt wieder mit großer Macht und Herrlichkeit, um auch uns heimzuholen (vgl. Joh 14,3).
Die 3. Strophe, der Abschluss des Hochgebetes, bilden die großen „Fürbitten“ für die große Gemeinschaft der Kirche: Für den Papst, die Bischöfe ... für alle, die Gott suchen (IV. Hochgebet) und zum Schluss für unsere Verstorbenen, die uns „auf dem Weg des Glaubens vorangegangen sind“ (I. Hochgebet). Diese Fürbitten finden ihren Schluss- und Höhepunkt in dem Lobpreis: „Durch IHN und mit IHM und in IHM ist dir, Gott, allmächtiger Vater, in der Einheit des Heiligen Geistes, alle Herrlichkeit und Ehre, jetzt und in Ewigkeit.“ Alle antworten: „Amen!“ Das ist das wichtigste Amen in der ganzen Heiligen Messe. Ja, wir bitten auch darum, was der Priester jetzt stellvertretend für die Gemeinde gebetet hat. Ja, das ist auch unser Gebet, das ist auch unser Lobpreis und unser Glauben. Hier ist er in Gebeten und Handlungen zum Ausdruck gebracht worden. Die Gläubigen sagen „ja“ dazu! Manche Gemeinden singen ein mehrstimmiges „Amen“, um diesen Schlusspunkt, den Abschluss des Hochgebetes besonders zu betonen.
Gott wird Mensch, damit der Mensch „Gott“ werde. Vom wunderbaren Tausch spricht das Gabengebet: Gott schenkt dem Menschen, der Mensch seinem Gott, Gott wiederum dem Menschen sich selber, und der Mensch wird erhöht zu Gott.