Selig, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet satt werden!
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Ein prophetisch und nicht zynisch gemeinter Satz Jesu im Lukasevangelium! Mich fordert das prophetische Wort heraus und ich frage mich: Wie viele Menschen hungern auch in unseren Tagen weltweit und vielfältig?
Wörtlich: Hungern nach dem täglichen Brot oder Reis oder Dürsten nach sauberem Trinkwasser?
Übertragen: Hungern nach einem Schweigen der Waffen angesichts von Willkür, Anarchie, Gewalt und Krieg?
Hungern nach einem echten Ernstnehmen der existentiellen Bedrohung des Lebens auf diesem EINEN Globus?
Hungern nach einem wahren und aufrichtigen Wort inmitten einer Zeit, in der das Haltlos-Behaupten und Andere-Verunglimpfen oder gar Bedrohen z.b. in den „sozialen Medien“ beliebte Moden geworden sind?
Hungern nach Sicherheit in einer Zeit, in der nicht wenige unsere demokratische Grundlage bedroht sehen?
Hungern nach mehr Mitmenschlichkeit und Solidarität in einer von vielen gefühlt deutlich rauer gewordenen Umgangskultur?
Ich nehme wahr: Die Stimmung ist Anfang 2025 bei vielen sehr gereizt und das nicht nur, weil jetzt gerade die wichtige Bundestags-Wahl ansteht.
Wo finde ich nun einen hilfreichen Gedanken?
Die Seligpreisungen sind eine zeitlose und zu beherzigende Prophetie!
Ich möchte nun auch auf Worte hinweisen, die der Schweizer Nationalheilige Bruder Klaus weitergab. Er hat im 15. Jahrhundert unter anderem als Friedensrichter gewirkt. Dabei formulierte er einmal zwei Leitgedanken: „Aufeinander horchen“ und „Frieden stiften in kleinen Schritten“.
Beide Gedanken finde ich hilfreich: Wenn Menschen, egal, ob in der Familie, der Schule, am Arbeitsplatz, in der Gemeinde oder in der Politik überhaupt sich mal selbst zurückhalten und einfach mal aufmerksam dem anderen zuhören und sich um Verständnis bemühen, damit wäre schon ein wichtiger Friedensschritt getan.
Ein weiterer Schritt könnte sein, sich selbst immer zu fragen: Womit kann ich dazu beitragen, dass eine Situation befriedet wird!? Welche kleinen Schritte kann ich einbringen?
Das wäre eine Friedenskultur im Sinne von Bruder Klaus und auch von den Seligpreisungen Jesu. Ich wünsche uns, dass wir, egal in welchen Lebensbereichen, aufmerksam sind für den Mitmenschen und wählen wir:
- eine Kultur des Hinhörens, nicht des Taubstellens,
- eine Kultur des Hinsehens, nicht des Wegdrehens,
- eine Kultur des Wohlwollens, nicht des Vorverurteilens,
- eine Kultur des Respekts, nicht des Niedermachens,
- eine Kultur des Verstehens, nicht des Verdrehens,
- eine Kultur des Diskutierens, nicht des Lächerlich-Machens,
- eine Kultur des Verzeihens, nicht des Nachtragens,
- eine Kultur des Vertrauens, nicht des Misstrauens,
- eine Kultur der Aufrichtigkeit, nicht der Falschbehauptung,
- eine Kultur der Wahrheit, nicht der Lüge,
- eine Kultur des Einladens, nicht des Wegstoßens,
- eine Kultur des Annehmens, nicht des Ablehnens,
- eine Kultur der offenen, nicht der verschlossenen Herzen,
- eine Kultur der Liebe, nicht des Hasses,
- eine Kultur der Menschenwürde!
Wir haben die Wahl!
Bruno Comes, Pfarrer im Pastoralen Raum Bernkastel-Kues