Die Glocke von Paris
Kleine Glöckchen, die zum Einläuten der letzten Runde bei den Mittel- oder Langstreckenläufen ertönen – das kannte ich als Sportinteressierter hinlänglich. Aber eine richtig große Glocke, zudem eine Kirchenglocke, die in einem Olympiastadion erklingt, das war zumindest für mich etwas Neues! So zu sehen und zu hören in diesen zurückliegenden olympischen Tagen von Paris. Jeder Olympiasieger der Leichtathletik durfte diese Glocke zur Feier des Tages läuten!
Es war auch nicht irgendeine Glocke, sondern eine Glocke, die bald in der wieder zu eröffnenden Kathedrale Notre-Dame de Paris zu den verschiedensten Anlässen läuten wird.
Ich finde, dass das eine tolle Idee war, die da umgesetzt wurde, ja ein großartiges Symbol!
Die Pfälzerin Yesimi Ogunleye, die überraschend das Kugelstoßen gewonnen hatte, dankte Gott öffentlich und zudem bewies sie auch noch ein tolles Gesangstalent.
Und als sie die Glocke anschlug, strahlte sie natürlich über das ganze Gesicht! Nicht nur ich habe mich einfach mitgefreut, wenn sie und auch andere Olympiasieger die Glocke zum Klingen brachten.
Mir wurde an der Stelle einmal neu deutlich: Ohne Worte können Glocken in uns etwas zum Schwingen bringen! Und weiter:
Glocken begleiten uns auf unseren Lebenswegen bei den unterschiedlichsten Anlässen.
Sie erschallen bei freudigen Anlässen (z.B. Taufe oder Hochzeit), genauso wie in der Trauer (z.B. das Totengeläut oder zur Beerdigung).
Sie läuten als Einladung zu den Gottesdiensten oder zum persönlichen Gebet (ich erwähne das Angelusläuten in kath. Kirchen).
Glocken erinnern gleichzeitig auf ihre Weise an die christliche Botschaft: Nämlich Gott im Alltag nicht zu vergessen!
Vielleicht nehmen wir die Glocken in unserem Umfeld einmal neu bewusst wahr und ärgern uns auch nicht, wenn sie mal unseren Rhythmus stören! Lassen wir uns vielmehr von ihnen ansprechen, auf dass wir innehalten zum Gebet und auf dass wir Gott die Ehre geben!
Bruno Comes, Pfarrer im Pastoralen Raum Bernkastel-Kues