Brauneberg:Kirche St. Remigius
Die Brauneberger Kirche ist in mehrfacher Hinsicht eine Besonderheit: Nicht nur ihr Zwiebelturm hat im Moselland absoluten Seltenheitswert, sondern vor allem der Fakt, dass sie eine der 64 deutschen Simultankirchen ist! Dies bedeutet, dass das Gotteshaus von katholischen und evangelischen Christen gleichermaßen genutzt wird.
Brauneberg - früher Dusemond genannt - gehörte zur Grafschaft Veldenz, die im Jahr 1523 evangelisch geworden war. 1627 erfolgte im 30jährigen Krieg eine Besitzergreifung durch den Trierer Kurfürsten und eine Besetzung der Pfarrstelle mit einem katholischen Geistlichen; 1648 wurde im Westfälischen Frieden wiederum der (evangelische) Pfalzgraf als Landesherr eingesetzt. Den Katholiken wurden im Friedensvertrag das Wohnrecht in den evangelischen Gemeinden zugestanden, sie waren jedoch zur Ausübung der Religion auf katholische Nachbargemeinden angewiesen. Nach Besatzung der Grafschaft Veldenz 1680 durch die Franzosen wurde in einem Erlass 1684 geregelt, dass in Orten mit nur einer Kirche diese beiden Konfessionen gehören solle. Seit dieser Zeit ist die Brauneberger Kirche eine Simultankirche.
1775-77 wurde nach Plänen des kurpfälzischen Hofbaumeisters Franz Wilhelm Rabaliatti die heute noch vorhandene barocke Saalkirche erbaut. Aus der süddeutsch-italienischen Abstammung des Baumeisters erklären sich vermutlich die bayerisch anmutenden Zwiebeltüme in Brauneberg und in der Filiale Mülheim an der Mosel.
Die gemeinsame Benutzung der Kirche versuchte man 1787 in einem Vertrag zu regeln: Vier Stunden Nutzung durch die Protestanten (8-10 Uhr und 12-14 Uhr), acht Stunden durch die Katholiken. Es kam aber immer wieder zu Streit und Sticheleien zwischen den Konfessionen. Im 19. Jahrhundert scheiterte der Neubau einer zweiten Kirche an der Finanzierung.
Seit 1956 trennt nun eine Trennwand den Chorraum, den die evangelische Gemeinde erhielt, vom Kirchenschiff, das als St. Remigius der katholischen Gemeinde dient. Die ursprünglichen Eingänge an der Hauptstraße wurden verschlossen, neue Eingänge für die beiden Kirchenteile auf der Moselseite geschaffen. Von außen erkennt niemand auf den ersten Blick, dass das Gebäude heute zwei selbständige Kirchenräume beinhaltet. Die Kosten für Turm und Geläute teilen sich die katholische und die evangelische Gemeinde im Verhältnis 2:1. Heute ist das Verhältnis beider Konfessionen gut und es finden auch ökumenische Projekte statt.
An der Trennwand von 1956 stehen sich heute zwei Altäre in den beiden Teilen der Kirche quasi Rücken an Rücken gegenüber. Der barocke Altar im katholischen Kirchenteil stand ursprünglich in Laubach (Eifel) und kam in den 70er Jahren nach Brauneberg; die Kanzel ist eine Leihgabe der Bitburger Liebfrauenkirche. Die ursprüngliche Brauneberger Kanzel befindet sich im evangelischen Teil.
Der katholische Kirchenteil der Simultankirche ist, wie die allermeisten der Kirchen in unserem Pastoralen Raum, grundsätzlich tagsüber geöffnet.
Künftig sollen in dem malerisch am Mosel-Radweg gelegenen Bauwerk hin und wieder Ausstellungen und auch andere kulturelle Veranstaltungen stattfinden. 2020 wurden die Kirchenbänke in St. Remigius gegen eine flexiblere Bestuhlung ausgetauscht und vor Kurzem eine Toilettenanlage eingebaut.
Seit 1968 sorgt die Stockmann-Orgel mit zehn Registern in St. Remigius für die passenden Orgelklänge.
Aufnahmen zweier Glasfenster finden Sie auf der Homepage der Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts.
St. Remigius in Brauneberg gehört mit seiner Filialkapelle Mülheim an der Mosel heute zur am 1. Januar 2022 neu gegründeten Pfarrei St. Matthias Rechts und Links der Mosel. Die Pfarrstelle ist seit dem 15. Januar 2023 mit den beiden Pfarrern Bruno Comes und Dekan Peter Klauer besetzt, die das Amt des Pfarrers gemeinsam ("in solidum") ausüben.
Es existiert ein Wikipedia-Eintrag zur Brauneberger Simultankirche und ein Interview mit dem ehemaligen Pfarrer Andreas Kern im Domradio.
Link zur Simultankirche St. Remigius auf Google Maps