Bernkastel-Kues, OT Bernkastel:Kirche St. Michael
Wenn ein Kirchturm in unserem Pastoralen Raum Wiedererkennungswert besitzt, dann gewiss der von St. Michael in Bernkastel!
Vermutlich jeder der Hunderttausende Touristen, die jedes Jahr Bernkastel besuchen, bannt den 55 m hohen mächtigen ehemaligen Wehrturm auf ein Foto. Ursprünglich freistehend, ist er zu Beginn des 14. Jahrhunderts aus Schieferbruchstein als Wachturm erbaut worden. Selbst in Höhe des obersten Geschosses beträgt seine Mauerstärke noch 1,75 m! Sehr charakteristisch der achtseitige Schieferhelm, der von acht wiederum achtseitigen kleinen Türmchen umstanden ist.
Eine Kirche mit so einer reichen Ausstattung wie St. Michael in wenigen Sätzen beschreiben zu wollen, ist quasi unmöglich. Besuchen Sie bei Ihrem nächsten Mosel-Aufenthalt einfach die schöne Kirche, lassen Sie den Raum auf sich wirken und schauen Sie sich alles in Ruhe - eventuell unter Zuhilfenahme des vor Ort erhältlichen, hervorragend bebilderten Kirchenführers - an! Die Kirche St. Michael, die zur Pfarrei St. Nikolaus Bernkastel-Kues gehört (Pfarrer Georg Moritz), ist normalerweise tagsüber geöffnet. Weitere Informationen liefert die Homepage der Pfarreiengemeinschaft.
St. Michael ist das einzige einheitlich im 14. Jahrhundert erbaute Kirchgebäude im Moselland, das bis heute in diesem Stil erhalten ist! Den Kern der Kirche bildet ein recht kurzes, zweijochiges Mittelschiff mit zwei Seitenschiffen - das rechte davon sehr schmal - und der Chorraum, alles im spätgotischen Stil in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts erstellt. Im 17. Jahrhundert erfolgten dann mehrere größere Anbauten: Neben dem Turm wurde für die Orgelempore ein weiteres Joch mit der heute wieder freigelegten moselseitigen Barockfassade der Kirche ergänzt, an den Chorraum wurde eine Sakristei angebaut und neben dem Chor in der Verlängerung des linken Seitenschiffes im barocken Stil die sogenannte Kneipsche Kapelle, ein quadratischer Raum mit einer achtseitigen Laterne und durchfensterter Kuppel.
Aus der Fülle der sehenswerten Einrichtungsgegenstände werden hier nur einige wenige erwähnt:
- Neun Darstellungen der Heiligen der Zünfte der Stadt an den Wänden des Schiffes;
- Epitaph des Burggrafen Reiner von 1372;
- Hervorragende Kalvarienberggruppe von 1496 mit lebensgroßen Figuren im Chorraum;
- „Heiliggrab“ (Grabmal des 1582 verstorbenen Dechant Zorn) und Sebastianus- oder Pestaltar in der Kneipschen Kapelle, qualitätvolle Arbeiten der Spätrenaissance aus der Werkstatt des Hans Ruprecht Hoffmann, Trier;
- Zwei schöne barocke Seitenaltäre von 1750, Marienaltar links und Nikolausaltar rechts
Auf Schritt und Tritt lässt sich somit hier 650 Jahre Glaubensgeschichte erspüren - aber St. Michael ist kein Museum! Auch heute ist die Kirche noch zum Gebet geöffnet, auch heute trifft sich hier noch eine betende und feiernde Gemeinde. Und wie viele bedeutende Sakralbauten zeigt sich auch St. Michael immer wieder als Baustelle - vielleicht als Sinnbild für unsere Kirche, die auch immer wieder erneuert werden will: Nach den sehr kostspieligen Arbeiten am Turm in den letzten Jahren wurde jüngst der 1968 erstellte Vorbau an der Eingangfassade durch ein neues Portal ersetzt. Im Inneren mahnt ein leerer barocker Orgelprospekt von 1744 in der Brüstung der Westempore, dass in St. Michael derzeit die Königin der Instrumente fehlt. Die Gemeinde darf sich auf eine neue, bereits bestellte Orgel der Firma Weimbs freuen, allerdings müssen vorher noch umfangreiche Arbeiten an Heizung und Fußboden durchgeführt werden.
Das fünfstimmige Geläute von St. Michael beherbergt unter anderem die Evangelisten- oder Mittagsglocke von 1300, die älter als die Kirche ist, und die St.-Anna-Glocke oder Brandglocke von 1499.
Aufnahmen der Kirchenfenster von St. Michael finden Sie auf der umfassenden Homepage der Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts e.V.
Link zu St. Michael auf Google Maps