Zeltingen-Rachtig, OT Rachtig:Kirche St. Marien
Die Pfarrkirche St. Marien im Ortsteil Rachtig der Doppelgemeinde Zeltingen-Rachtig ist nicht nur eines der zahlreichen wertvollen Kulturdenkmale in unserem Pastoralen Raum, sondern nach wie vor ein lebendiger Glaubensort!
Mächtig erhebt sich der 64,5 m hohe Westturm, einer der höchsten der Mosel, über dem Weinort. Er stammt aus dem Jahr 1725 und wurde vom kurtrierischen Hofbaumeister Philipp Honorius Ravensteyn, der unter anderem auch die Pfarrkirche St. Markus in Wittlich entworfen hat, erbaut. Man betritt die Kirche durch das Sandsteinportal, das von einer Figur der Kirchenpatronin Maria Immaculata bekrönt ist.
Das zum Turm gehörende Kirchenschiff, erbaut 1720-25 in der Nachfolge der außerhalb des Ortes gelegenen "Altkirch", war um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert baufällig geworden, nachdem man bereits 1770 das schwere Steingewölbe durch eine Holzdecke ersetzen musste. Daher wurde 1906 die heutige Basilika nach Plänen von Dombaumeister Julius Wirtz (Trier) errichtet.
Obwohl es im Erdgeschoss des Turms hinter dem Eingang wie in vielen Kirchen relativ dunkel ist, sollte man nicht versäumen, die Kalvarienberggruppe (Holz) aus dem Jahr 1634 und die imposante Figur des Drachentöters Georg anzuschauen.
Der eigentliche Kirchenraum wurde aus Schieferbruchstein in neoromanischen Formen erbaut. Haupt- und Seitenschiffe werden von markanten polierten Granitsäulen getrennt. Der Raum wirkt hell und freundlich; nach der vorbildlichen Renovierung innen wie außen, die in den letzten 15 Jahren durchgeführt wurde und mit dem Namen Egon Kappes untrennbar verbunden ist, ist nun alles „picobello“.
Verschiedene Ausstattungsgegenstände wurden aus der alten Kirche übernommen, so die aus dem 18. Jahrhundert stammenden Heiligenfiguren der Lucia, der Elisabeth (mit Bettler) und, besonders gelungen, die Figur der Maria Immaculata an der Stelle des linken Seitenaltars. Ebenfalls sehenswert die barocke Kanzel aus dem 18. Jahrhundert und verschiedene Ölgemälde. Der Hochaltar ist dagegen neogotisch.
Die bemerkenswerte Kirche bzw. die Pfarrei gehört seit dem 1. Januar 2024 zu der zu diesem Datum neu gegründeten Pfarrei St. Nikolaus Bernkastel-Kues, die unter der Leitung von Pfarrer Georg Moritz steht.
Ein besonderes Highlight im Kirchenraum ist das Ensemble aus der hölzernen Westempore und dem Orgelprospekt aus dem Jahr 1739. Die eigentliche, ursprünglich wohl vom bekannten barocken Orgelbaumeister Balthasar König gebaute Orgel wurde später durch ein anderes Werk ersetzt, das zu Beginn des 21. Jahrhunderts in desolatem Zustand war. Daher erbaute die Firma Weimbs (Hellenthal) 2005 ein neues hervorragendes, vollmechanisches Instrument mit 27 Registern als Rekonstruktion der König-Orgel, das die original erhaltenen Prospektpfeifen (in der Schauseite) des 18. Jahrhunderts wieder verwendet. Die Kosten in Höhe von 400.000 Euro wurden alleine aus Spenden und Aktivitäten des rührigen Orgelbauvereins finanziert.
Hier hören Sie als Klangbeispiel die 2. Sonate c-Moll von Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847), gespielt von Josef Thiesen (Rachtig).
Aufnahmen der Glasfenster finden Sie auf der Homepage der Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts e.V.