Morbach, OT Merscheid:Kirche St. Georg
Merscheid mit seinen ungefähr 400 Einwohnern ist einer der 19 Morbacher Ortsbezirke. Der Ort wurde 1215 erstmalig genannt. Als Filiale von Berglicht wird eine Kapelle zu Merscheid erstmalig anlässlich einer Visitation im Jahre 1569 erwähnt. Die Erhebung zur selbständigen Pfarrei erfolgte am 18. Juni 1723 - später wurden ihr die Orte Elzerath, Haag, Heinzerath und Rapperath als Filialen angegliedert. Im gleichen Jahr 1723 wurden dem landwirtschaftlich geprägten Ort die Marktrechte verliehen, was ihn berechtigte, alljährlich am zweiten Septemberwochenende einen jährlichen Kram- und Viehmarkt zu veranstalten. Noch heute ist der Merscheider Markt der bekannteste Bauern- und Tiermarkt der Region!
Über den ursprünglichen Kirchbau wissen wir nicht viel; im Jahre 1716 wurde an einen “uralten” Turm ein neues Kirchenschiff erbaut, das man 1768 vergrößerte. 1826/27 kam es dann zu einem kompletten Neubau der Kirche inkl. Westturm; dieses Gotteshaus, eine Saalkirche mit geradem Chorabschluss, ist die heute noch vorhandene Kirche. Am 24. April 1831 erfolgte die Weihe durch Bischof von Hommer zu Ehren des heiligen Georgs. Dieser legendäre christliche Heilige (Gedenktag: 23. April), der zu den vierzehn Nothelfern gehört, erlitt unter Kaiser Diokletian zu Beginn der Christenverfolgung ein Martyrium. Da er der Legende nach einen Drachen getötet haben soll, ist er meist mit Drachen und Lanze dargestellt, so auch auf dem Merscheider Ortswappen und in der Merscheider Kirche auf dem Altar.
1969/70 kam es wie vielerorts zu Zeiten der geburtenstarken Jahrgänge, des nach dem Zweiten Weltkriegs erworbenen Wohlstandes und im Zuge der durch das II. Vatikanische Konzil angestoßenen Veränderungen auch in Merscheid zu einer eingreifenden Umgestaltung und Vergrößerung der Kirche unter Pfarrer Anton Kaspar. Sie wurde durch ein neues Hauptschiff in Nord-Süd-Richtung ergänzt, das alte Kirchenschiff fungierte nun als Querschiff, die “Altarinsel” fand ihren Platz im Kreuzungspunkt der beiden Schiffe. Drei neue Glocken von Mabilon (Saarburg) wurden als Ergänzung zu einer alten von 1923 beschafft und das gesamte Gebäude mit einer einheitlichen Holzdecke ausgestattet.
Leider war der alte Hochaltar im Laufe der Zeit mehrfach unvorteilhaft verändert worden. Vor einigen Jahren hat man versucht, ihn seiner mutmaßlichen Originalgestalt anzunähern. In den “Kunstdenkmälern des Kreises Bernkastel (1935) ist er wie folgt beschrieben: “Vierteiliger Aufsatz aus poliertem Nussbaumholz mit sparsamen Elfenbeineinlagen und vergoldeter Schnitzerei (Akanthusblättter und Glockenblütenketten); gebrochene flache Volutengiebel; von Bischof von Hommer 1828 geschenkt, wahrscheinlich aus einer der zur französischen Zeit eingegangenen Klosterkirchen des Erzstifts (...); schweres, barockes, gut ausgeführtes Werk aus dem letzten Viertel des 18. Jh. (...).”
Die geräumige Kirche besitzt ein Orgelwerk, das eine bewegte Geschichte hinter sich hat: 1913 als op. 1152 vom berühmten Orgelbauer Wilhelm Sauer (Frankfurt/Oder) für die evangelische Erlöserkirche in Gerolstein erbaut, gelangte die Orgel nach einer eingreifenden klanglichen Umgestaltung durch die Firma Willi Peter, Köln-Mülheim, die den romantischen Klangcharakter massiv veränderte (op. 111, 18 Register), 1958 in die evangelische Kirche Kastellaun und wurde schließlich 1988 nach Merscheid verkauft.
Seit dem 1. Januar 2022 ist die Pfarrei Merscheid mit ihren beiden Filialen Elzerath und Heinzerath - Haag und Rapperath waren im Laufe der Zeit selbständig geworden - als Pfarrbezirk in der neu gegründeten Pfarrei Am Haardtkopf St. Christophorus aufgegangen. Pfarrer der tagsüber meist geöffneten Kirche ist Markus Weilhammer.
Schöne Aufnahmen der farbenfrohen Fenster im alten Kirchenschiff finden Sie auf der Homepage der Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts e.V.
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