Bernkastel-Kues, OT Bernkastel:Kapelle Ecce Homo
Ecce homo.
Spottfigur im Spottgewand.
Aller Ehre beraubt.
Ecce homo.
Ohne Ansehen.
Er schaut mich an.
Über das Ecce-Homo-Bildnis von 1654 an einer Weggabelung in den Bernkasteler Weinbergen, nicht weit von der Josefskapelle entfernt, berichtet Hermann Schmidt 1981 in der Festschrift der Kolpingfamilie Sankt Michael:
"Einem alten Brauch folgend, machen Bernkastler Männer alljährlich in den Abendstunden des Gründonnerstag einen Bußgang zum Ecce-Homo-Bildnis.
Während die Tinkel-, die Josef- und Sankt-Anna-Kapelle das ganze Jahr über von den Gläubigen aufgesucht werden, ist das Ecce-Homo-Bild bei der Bevölkerung etwas in Vergessenheit geraten. Woran das liegt, vielleicht weil der Bildstock etwas abseits steht?
Gerade diese Gebetsstätte hat eine besonders ehrwürdige Tradition. Das "Ecce Homo" ist der sichtbare Ausdruck einer Vereinigung, die sich im 17. Jahrhundert Todesangstbruderschaft nannte.
Eine noch vorhandene Urkunde beweist, dass Papst Urban VIII. die Todesangstbruderschaft im Jahre 1643 in Bernkastel aufgerichtet und bestätigt hat. Auffällig sind die in der Urkunde genannten Bedingungen zur Gewinnung von Ablässen. Neben praktischen Gebetsübungen werden Werke der Nächstenliebe empfohlen und verlangt.
Man hat leider keinen Hinweis, auf welche Weise und durch welche Mittelsperson diese Papsturkunde, die mit dem Papstsiegel (dem Fischerring) versehen ist, nach Bernkastel gekommen ist.
Die Chronik besagt, dass das Zentrum der Todesangstbruderschaft ursprünglich im Rheingau, in Mariental, gewesen ist. Auch dort wurde als sichtbares Zeichen ein Gnadenbild Jesus am Ölberg, "Nothgottes" oder auch "Todesangst Christi" genannt, verehrt. Weite und beschwerliche Wallfahrten sind damals von überall her, auch aus der Moselgegend, nach Mariental unternommen worden.
Es ist anzunehmen, dass die seit 1619 in Bernkastel tätig gewesenen Kapuziner, die auch das Kloster Noth Gottes im Rheingau erbaut und betreut haben, den Papstbrief erwirkten.
Die kostbare Erinnerung an die Bernkastler Todesangstbruderschaft ist das sogenannte "Ecce Homo" im Weinberg nach Graach. Der Bildstock wurde gestiftet von Johann Neef und seiner Ehefrau Margaretha Jonkin, er wurde aufgerichtet am 13. April 1654. Es ist das typische Noth-Gottes-Bild, ähnlich dem im Rheingau. Die Unterschrift lautet: Unserer Bosheit wegen verwundet, zerknirscht und zerschlagen."
Lage der Ecce-Homo-Kapelle auf Google Maps