Zeltingen-Rachtig, OT Rachtig:Kapelle Altkirch
Die beiden heute zu einer Doppelgemeinde verschmolzenen Orte Zeltingen und Rachtig waren vielleicht schon seit dem 7. Jahrhundert im Besitz des Erzstifts Köln und stellten somit bis zur Säkularisation quasi eine Enklave im Trierer Kurstaat dar. Kirchlich gehörten die Dörfer aber zum Trierer Erzstift und der Mutterkirche Kröv, danach seit dem 10. Jahrhundert zur Mutterkirche in Lösnich. Durch Schenkung ging das Patronatsrecht für die im 12. Jahrhundert bezeugte, von der Abtei Mönchengladbach erbauten Kirche Mitte des 13. Jahrhunderts an den Deutschen Ritterorden (Deutschherren) über, und Priester dieses Ordens übernahmen die Seelsorge in der Pfarrei. Der spätgotische Deutschherrenhof in Rachtig ist als wichtiges Zeugnis der Deutschherren erhalten.
Später ging der Sitz der Pfarrei von Lösnich an Rachtig über. Die Kirche lag außerhalb des Orts, zwischen Rachtig und Ürziger Mühle in den Weinbergen. Heute dominiert der ganz nahe gelegene, 158 m hohe Hochmoselübergang (B50 neu) die Ansichten vor Ort.
Die "Alt Kirch" hatte einen Westturm, vier Fenster an der Südseite des Schiffs, einen fünfseitig geschlossenen Chor und nördlich am Chor eine Sakristei sowie ein Beinhaus. Im 16. wurde schon Maria als Patronin genannt. Damals und in den folgenden Jahrhunderten wurde der Bauzustand immer wieder als sehr schlecht bezeichnet. Nach mancherlei Streitigkeiten über die Bauunterhaltspflichten des Ordens kam es dann 1720 endlich zum seit den 1680er Jahren geplanten Neubau von St. Marien mitten im Ort. In der Folge wurde die in den Weinbergen gelegene alte Kirche aufgegeben und verfiel.
An der Stelle der alten Kirche blieb lediglich ein steinerner Altartisch mit Kreuz und einer Sandsteinplatte aus dem 18. Jahrhundert erhalten, auf der folgende Inschrift zu lesen ist: "Gedächtnis der Verstorbenen, so allhie begraben. Vorbeigehender bette: O Gott gib dem Abgestorbenen die Ewige Ruhe. Amen." Nach der Flurbereinigung 1979/80 wurden die Fundamente des Chorraums der Altkirch freigelegt und der steinerne Altar mit einer kleinen offenen Kapelle innerhalb des alten Chorraumes überbaut, die am 15. Mai 1983 durch Pastor Wolfgang Jacobs geweiht wurde.
Link zur Kapelle auf Google Maps. Bei der Altkirch startet ein kulturhistorischer Rundgang durch die geschichtsträchtige Doppelgemeinde (Hinweistafel dort).