Morbach, OT Morscheid:Friedhofskapelle St. Cuno
Anders als die meisten der hier vorgestellten Sakralgebäude steht St. Cuno nicht im Besitz der Pfarrgemeinde Vierzehnheilige Morbach, sondern der Einheitsgemeinde Morbach. Neben dem kleinen Sakralbau befindet sich der sehr gepflegte Friedhof des Ortsbezirks.
Wegen seiner kunst- und regionalhistorischen Bedeutung - es handelt sich nach dem Turm der Kirche Heinzerath vermutlich um das älteste Sakralgebäude der Einheitsgemeinde - soll das Gebäude dennoch hier vorgestellt werden. St. Cuno ist der verbleibende Rest einer recht großen hochgotischen Kirche, die vermutlich in den Jahren 1360-80 errichtet worden war. Zum Niedergang im 19. Jahrhundert notiert die gute Homepage der Pfarrei: „Das Kirchenschiff wurde zwischen 1809 und 1829 verkleinert, da die Zerstörungen in der napoleonischen Zeit auch an der Cuno-Kirche ihre Spuren hinterlassen hatten. Nachdem die Pfarrkirche aufgrund eines Blitzeinschlages am 25.08.1821 nicht mehr für die Feier von Gottesdiensten genutzt werden konnte, wurden diese bis zur Fertigstellung des Neubaus 1854 in der St.-Cuno-Kirche abgehalten. Danach wurde das Kirchenschiff abgetragen, nur der Chorraum blieb erhalten.“
Ein im Inneren aufgestelltes Modell, das von Schülern der Morbacher Hauptschule Kurfürst Balduin erstellt wurde, gibt einen Eindruck von dem mutmaßlichen Äußeren der ursprünglichen Cuno-Kirche. Aufgrund von 1956 bei Straßenarbeiten entdeckten Fundamenten schätzt man die Größe des ursprünglichen dreischiffigen Baus auf 15 x 32 Meter; die Kirche bot damals laut Aussage des Pfarrers über 1.500 Seelen Stehplätze und war wesentlich größer als die Morscheider Pfarrkirche.
Der verbleibende zweijochige Chor wurde 1899 wiederhergestellt und mit einer neuen Westmauer abgeschlossen, war aber laut Aussage der „Kunstdenkmäler des Kreises Bernkastel“ von 1935 in diesem Jahr in sehr schlechtem baulichen Zustand. Dieses Werk führt aus: „Die Kapelle lag in der anscheinend im 16. Jh. ausgestorbenen und verschwundenen, zur Herrschaft Hunolstein gehörigen Ortschaft Altenmorscheid (…) im Stil der Hochgotik des 14. Jh., von schlichten, aber edlen Formen und Verhältnissen.“
1954 erfolgte die Einweihung als Kriegergedächtnisstätte und 1974 der Anbau einer Leichenhalle.
Spannend, dass es eine Verbindung zu Lösnich an der Mosel, am anderen Ende unseres Pastoralen Raumes, gibt: Auch dort dient ein - etwas jüngerer - Chor einer alten Kirche als Friedhofskapelle, auch dort spielt die Cunolegende eine Rolle.
Cuno oder Konrad von Pfullingen war 1066 auf Betreiben des Erzbischofs Anno II. von Köln zum Erzbischof von Trier ernannt wurden. Bei dieser Entscheidung war die Bevölkerung, der Adel und der Klerus in Trier übergangen worden, und es entstand großer Unmut. Auf seiner Reise von Köln nach Trier wurde Cuno vom Trierer Stadtvogt Theoderich nördlich von Bitburg überfallen und auf die Burg Ürzig verschleppt. Nach 14 Tagen Kerkerhaft sollte der ungeliebte Erzbischof von vier Mordgesellen aus Theoderichs Gefolge getötet werden, überstand aber das dreimalige Stürzen von einem Felsen und wurde schließlich mit dem Schwert getötet.
Die „Lösnicher Variante“ der Legende führt aus, dass Bürger dieses Moseldorfes sich des Getöteten erbarmten und ihn zunächst vor ihrer Kirche bestatteten, bevor der Leichnam auf Betreiben Annos vom Erzbischof von Verdun in die Abteikirche Tholey gebracht und dort in einem Grabgewölbe beigesetzt wurde, worauf eine regionale Verehrung dieses Märtyrers einsetzte.
Eine andere Variante der Legende besagt, dass es nicht Lösnicher, sondern Lorscheider Bürger waren, die den Leichnam in ihrem Hunsrückdorf bestatteten. Auf dem Weg nach Lorscheid (in der "Lösnicher Variante": auf dem Weg von Lösnich nach Tholey) blieb der Ochsenkarren in der Nacht vom 7. auf den 8. Juli 1066 an der Stelle der heutigen Cuno-Kapelle stehen und es soll ein Heilungswunder geschehen sein.
Zum Andenken an dieses Ereignis ließ Bischof Theoderich von Verdun eine kleine Kapelle errichten. Im 14. Jahrhundert wurde, wohl unter dem Trierer Erzbischof Kuno von Falkenstein, die oben beschriebene größere Kirche erbaut.
Weitere Details sind in einem ausführlichen Artikel des 42. Kurtrierischen Jahrbuchs (2002) von Franz-Josef Reichert enthalten.
St. Cuno ist vor Ort nach wie vor so prägend, dass gleich zwei Straßen und auch der ganze Bereich um das Gebäude herum nach ihr benannt sind.
Link zu St. Cuno auf Google Maps
Adresse
Einrichtungen
St. Cuno - Betrachtung von Gemeindereferentin Gerlinde Paulus-Linn
Chor einer längst vergessenen Kirche.
Erbaut, weil der Ort etwas Besonderes hat,
auch heute noch.
Ort einer Legende: Demnach blieb dort ein Ochsenkarren stecken beim Leichentransport eines Bischofs im Juli 1066.
Tiere haben ein feines Gespür für besondere Orte, besondere Zeiten.
Uns geht dieses Gespür immer mehr verloren
in unserer lauten und viel beschäftigten Welt.
St. Cuno lädt mich ein, nachzudenken
über die Zukunft unserer Kirchengebäude.
Nicht viel übrig von der Kirche, die einst 1500 Menschen Platz bot,
was wird übrigbleiben von den Orten unseres Glaubens heute?
Doch Glaube lässt sich nicht an Gebäuden festmachen
und Jesus sich nicht in Kirchen einsperren.
Gottes Geist wirkt in der Welt damals und heute,
in dir und mir.