Bernkastel-Kues, OT Kues:Cusanusstift / St.-Nikolaus-Hospital
Das Cusanusstift bzw. St.-Nikolaus-Hospital ist vom wohl bedeutendsten Sohn der Stadt und des Umlandes, dem großen Kardinal, Universalgelehrten und Philosophen Nikolaus von Kues (1401 in Kues - 1464), genannt Cusanus, zusammen mit seiner Familie 1458 gestiftet worden. Zu diesem Zeitpunkt war der stattliche Hospitalsbau am Moselufer, der das umfangreichste einheitliche Bauwerk der Spätgotik im Moselland darstellt, schon vollendet und mit zahlreichen Liegenschaften, vor allem Weinbergen, in den Kirchspielen Bernkastel, Kues und Dhron ausgestattet worden.
Cusanus hat einerseits auf vielen Wissensgebieten neue Anstöße gegeben und war andererseits ein bedeutender Kirchenmann und Reichsfürst, der mit Reformen die Einheit der Kirche wiederherzustellen suchte. Daneben verfasste er bedeutende theologische und philosophische Schriften.
Das Cusanusstift gilt heute als ältestes Seniorenzentrum Deutschlands. Nach dem Willen des Stifters sollte es 33 armen, mindestens 50 Jahre alten Männern, darunter sechs Geistlichen, sechs Adligen und 21 Gemeinen, eine Heimstatt bieten; seit 1967 werden auch Frauen aufgenommen. Ununterbrochen seit über 550 Jahren bestehend, steht es nach wie vor unter der Leitung eines Priester als Rektor auf Lebenszeit. Derzeit ist dies Herr Leo Hofmann.
Der Kreuzgang der Anlage wurde nach dem Vorbild eines mittelalterlichen Klosters errichtet. Von ihm aus sind der Speisesaal (Refektorium), die Kapelle, die “Zellen” der Bewohner und der gotische Saal, in dem sich eine Ausstellung über Cusanus’ Leben befindet, zugänglich. Bemerkenswert die unterschiedlichen Gewölbeformen in den vier Flügeln des Kreuzgangs sowie die zahlreichen verschiedenen Schluss- und Konsolsteine. Auch im Innenhof, dem ehemaligen Hospitalsfriedhof, ist erkennbar, dass anders als bei vielen anderen Bauten dieser Zeit hier bewusst Cusanus’ Prinzip “Einheit in Vielheit” umgesetzt wurde: So sind alle Maßwerke der Fenster leicht unterschiedlich und die Fensteröffnungen sind unsymmetrisch verteilt, trotzdem wirkt die Anlage harmonisch.
Einem vor 1748 begonnenen Umbau verdankt die Anlage einen neuen Moselflügel, in dem sich der prachtvolle barocke Konventsaal befindet.
Die 1453-58 erbaute spätgotische Kapelle, wie die ganze Anlage dem heiligen Nikolaus von Myra geweiht, ist als Einstützenraum mit angeschlossenem eingezogenen Chor konzipiert worden. Aus dem schlanken Mittelpfeiler entwickeln sich hier, entsprechend der Zahl der Apostel, zwölf Gewölberippen, die vier Sterngewölbe bilden. Die Bauweise hatte Cusanus wohl aus dem böhmischen und österreichischen Raum “importiert”, von Kues ausgehend wurde das Prinzip der Einstützenräume dann stilbildend für viele Kirchbauten dieser Zeit im Eifel-Mosel-Hunsrück-Raum (St. Simon und Juda in Graach ist im Kern beispielsweise ein solcher).
Im vorderen linken Joch der Kapelle befindet sich ein großes bauzeitliches Fresko, das Jüngste Gericht. Der Hochaltar zeigt ein beeindruckendes Passionstriptychon des Kölner Meisters des Marienlebens. Unter dem Kreuz ist darauf der Stifter Nikolaus von Kues im Kardinalsornat kniend dargestellt. Vor dem Hochaltar befindet sich eine Messingplatte mit dem Herzgrab des Nikolaus von Kues. In der Kapelle sind daneben noch verschiedene Grabdenkmäler und Heiligenfiguren, die barocken Chorbänke aus der Mitte des 18. Jahrhunderts und die Seitenaltäre aus den 1730er Jahren erwähnenswert.
Oberhalb der Sakristei befindet sich gleich neben der Kapelle der gleichsam nach Vorbild einer Kapelle gestaltete, kreuzgewölbte Bibliotheksraum. Er beherbergt die Privatbibliothek des Cusanus, die er dem Hospital vermacht hatte. Neben einzigartigen astronomischen Geräten und 180 Urkunden finden sich unter anderem 316 teilweise reich illustrierte Handschriften vom 9. bis zum 18. Jahrhundert aus allen Wissensbereichen in der Sammlung, darunter Cusanus‘ eigene Werke. Sie genießt seit Bestehen einen herausragenden Ruf, gilt als eine der wertvollsten Privatbibliotheken überhaupt und ist der drittgrößte Bestand mittelalterlicher Handschriften in Rheinland-Pfalz.
Das St.-Nikolaus-Hospital oder Cusanusstift stellt einen bedeutenden geistlichen Ort in unserem Pastoralen Raum dar!
Für Besucher sind Kreuzgang und Kapelle des Hospitals von Sonntag bis Freitag von 9.00 bis 18.00 Uhr und am Samstag von 9.00 bis 15.00 Uhr frei zugänglich.
Viele wichtige Informationen, unter anderem auch zur Vinothek des Stifts und zum Seniorenzentrum, beinhaltet die Homepage des Cusanusstifts.
Daneben gibt es auch einen Wikipedia-Eintrag zu der Anlage.
Aufnahmen der Verglasung der Kapelle und verschiedener anderer Räumlichkeiten finden Sie auf der umfassenden Homepage der Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts e.V.