Piesport, OT Müstert:Allerheiligenkapelle
Die Allerheiligenkapelle steht in der mit sakralen Bauwerken so überreich ausgestatteten Ortsgemeinde Piesport, im Ortsteil Müstert. Dem auf dem Moselradweg vorbeifahrenden Touristen mag der am Brückenkopf der ehemaligen Müsterter Brücke, die 1922 bzw. 1949 errichtet und 2015 nach der Beschädigung eines Brückenpfeilers durch ein Schiff abgebrochen worden ist, gelegene Bau wie eine kleinere Pfarrkirche vorkommen, denn die Ausmaße sind mit 16,15 m Länge und 8,15 m Breite im Inneren für eine Kapelle schon recht stattlich. 1553 erbaut, wurde die Kapelle 1680 verändert und (neu?) geweiht.
Es ist einer unserer Sakralbauten, in dem heute keine regelmäßigen Gottesdienste mehr stattfinden, und leider kann die Allerheiligenkapelle wegen verschiedener Vorkommnisse in der Vergangenheit auch nicht regelmäßig geöffnet bleiben. Jedoch allein schon aufgrund seiner schönen einheitlichen Ausstattung verdient der interessante Bau, der 1640 als Filiale von St. Michael in Alt-Piesport auf der anderen Moselseite benannt wurde und später zu St. Martin in Niederemmel kam, eine nähere Betrachtung
Müstert erinnert mit seinem Namen an das römische Wort "Monasterium", Kloster. Es wird vermutet, dass sich bereits im 6. oder 7. Jahrhundert hier ein kirchliches Zentrum (d.h. eine Klerikergemeinschaft) befand, das in dieser Phase der Christianisierung Bedeutung für die umliegenden Dörfer hatte. Dieser frühe Pfarrbezirk ist wahrscheinlich dem Normannensturm 882 zum Opfer gefallen. Gleich neben der heutigen Kapelle liegt der Marienhof, der ab Beginn des 12. Jahrhunderts zur Abtei Mettlach an der Saar gehörte, die eine Grundherrschaft und das Patronats- und Zehntrecht innehatte. In napoleonischer Zeit endete der Klosterbesitz, die Gebäude wurden versteigert bzw. auch durch Neubauten ersetzt.
Die Kapelle, über der ein verschieferter Dachreiter mit achtseitiger Laterne und geschweiftem Helm thront, besitzt im Schiff ein hölzernes Tonnen- und im gerade geschlossenen Chorbau ein hölzernes Kreuzgewölbe sowie Spitzbogenfenster. Unter der Empore liegt eine Vorhalle, die durch ein rundbogiges Tor sowie zwei rechteckige Öffnungen mit Holzbalusterbrüstung mit dem Kirchenschiff verbunden sind. Die einheitliche bauzeitliche Ausstattung der Kapelle bietet neben zwei Seitenaltären den eindrucksvollen Hochaltar mit einer großen Allerheiligendarstellung (unten) sowie einem Gemälde der Krönung Mariens (oben).
Ab 1927 wurde die Allerheiligenkapelle als Kriegergedächtnisstätte genutzt; Steinplatten in den vier Ecken des Langhauses erinnern mit vielen Namen an die zahlreichen Opfer der unseligen Zeit.
Bemerkenswert außen am Chorbau ein großer Kruzifixus sowie ein Friedhofskreuz mit Kalvarienberggruppe von 1702 sowie im Vorgarten der Kapelle drei Sarkophage aus Sandstein, die aus einer spätrömischen Begräbnisstätte stammen, die 1950 in der Bahnhofstraße am östlichen Ortsrand entdeckt wurden.