17. Jan. 2025:18:00Hl. Messe
Neumagen-Dhron, OT Papiermühle:Kapelle St. Konrad von Parzham
Als multifunktional nutzbarer Raum im Besitz der Ortsgemeinde ist die Kapelle in Papiermühle nach gelugener Umnutzung ein Leuchtturmprojekt!
Die Kapelle Konrad von Parzham im 1959 in die Gemeinde Neumagen-Dhron eingemeindeten Ortsteil Papiermühle bietet eine mögliche Antwort auf die sich heutzutage vielerorts stellende Frage nach der Zukunft unserer zahlreichen Sakralgebäude.
Am 24. Juni 1954 unter Pfarrer Offermann in dem 6 Kilometer vom Moseltal dhronaufwärts gelegenen, ehemals selbständigen Ort Papiermühle eingeweiht und 1986 renoviert, stellte sich vor zehn Jahren die Frage nach dem langfristigen Fortbestand des Gebäudes. Die noch im Internet einsehbare Projektbeschreibung des in den dann folgenden Jahren durchgeführten größeren Umbaus, der mittels LEADER-Mitteln auch eine EU-Förderung erhielt, schildert anschaulich die Ausgangssituation: 2012 musste die Alte Schule, die der Bevölkerung Gemeinschaftsräume geboten hatte, aufgrund eines hohen Renovierungsstaus verkauft werden, die letzte Gaststätte war auch geschlossen worden, so dass den Bürgern keinerlei Räume mehr für Feierlichkeiten und gemeinsame Aktivitäten zur Verfügung standen.
So gründeten damals engagierte Bürger einen Verein "Dorfgemeinschaft Papiermühle" und entwickelten mit dem für die Pfarrei Maria Himmelfahrt Neumagen und somit auch deren Filiale Papiermühle damals zuständigen Pfarrer Matthias Biegel den Gedanken einer Doppelnutzung ihres Kirchleins, um das fehlende Bürgerhaus zu kompensieren. Dass dies dann tatsächlich in den vergangenen Jahren so umgesetzt werden konnte, inklusive Übertragung der Kapelle im Rahmen eines Erbbaurechtes auf die Ortsgemeinde, ist für unseren Pastoralen Raum innovativ und einmalig und verdankt sich neben den öffentlichen Fördergeldern auch zahlreichen Arbeitseinsätzen der Bürger!
Von außen blieb das Bild der nahe des Zusammenflusses von Kleiner und Großer Dhron gelegenen Kirche, eines schlichten Baus mit Schieferdach, Dachreiter, Rundbogenfenster und Altarraum im Westen (!) fast unverändert, doch das Innere bietet nun einige Veränderungen:
- Im Eingangsbereich der Kapelle wurden zu beiden Seiten die oft auch in größeren Kirchen fehlenden Toiletten eingebaut.
- Die Nutzung als Multifunktionsraum wurde ermöglicht durch die Aufgabe des festen Gestühls (Kirchenbänke) und die Anschaffung von bequemen Stühlen, die eine flexiblere Nutzung ermöglichen.
- Der Altarraum mit links angrenzender Sakristei wurde mit einer hölzernen Flügeltür vom eigentlichen Schiff der Kapelle abgetrennt, so dass klar zwischen einer Nutzung als Gottesdienstraum (mit "klassischer" Bestuhlung Richtung Altar oder auch anders) und Nutzung als Bürgersaal (mit geschlossener Tür, Altarraum verdeckt) differenziert werden kann.
- Im vorderen Bereich der Kapelle wurde im auf der rechten Seite des Altarraums eine separate Küche und auch eine Theke eingerichtet.
Erhalten blieben die hübschen Glasfenster, die mit dem neuen Fußbodenbelag für viel Helligkeit sorgen und dem Raum ein würdiges Ambiente geben.
Sicher wird manch Gläubiger den Umbau der Kapelle und die dazu notwendigen Veränderungen, die vor 20 bis 30 Jahren noch völlig undenkbar gewesen wären, bedauern, doch wir finden die multifunktionale Nutzung hier sehr gelungen und einen Gewinn für alle Beteiligten, insbesondere für die Bürger des Ortes. Die LEADER-Projektbeschreibung führt treffend aus: "Durch die angedachte Maßnahme kann ein ortsbildprägendes Gebäude erhalten und das Dorfleben in einem Ortsteil mit rd. 350 Einwohnern massiv aufgewertet werden. Durch die gemeinsame Nutzung sind Synergieeffekte in der Unterhaltung und der besseren Auslastung des Gebäudes auf beiden Seiten zu erwarten. Grenzen zwischen der Gemeindearbeit einer Zivilgemeinde und einer Kirchengemeinde sind oftmals fließend / kaum zu erkennen. Es könnte ein Pilotprojekt für den ländlichen Raum sein, wenn auch ein Umdenken vieler Menschen erfolgen muss."
Der Altarraum zeigt links eine Figur des Patrons, des 1934 heiliggesprochenen Laienbruders Konrad von Parzham, bürgerlich Johannes Birndorfer (1818-1894), der auch rechts hinter dem Altar im Fenster in der Kapuzinerkutte dargestellt ist. Am 21. April feiert die Kirche seinen Gedenktag. Schon als Kind ein ausgesprochen frommer Mensch, ging sein Wunsch, in ein Kloster einzutreten und Priester zu werden, zunächst nicht in Erfüllung. Erst mit 31 Jahren fand er Aufnahme im Kapuzinerkloster St. Anna in Altötting, heute nach ihm benannt. Er betreute an der Klosterpforte 41 Jahre lang zahlreiche Wallfahrer, aber auch Arme und Bedürftige, die mit zahlreichen Anliegen zu ihm kamen. "Konrads Name und Ruf drang weit über die Grenzen Bayerns hinaus. Trotz seines 18-Stunden-Tages an der Pforte blieb aber das Gebet der Mittelpunkt seines Lebens: stundenlang und nächtelang, jede freie Minute nutzend, betete er." (Ökumenisches Heiligenlexikon).
So ist Bruder Konrad, dem in unserem Pastoralen Raum nur dieser Sakralraum geweiht ist, vielleicht genau der richtige Heilige für Papiermühle: Seine Darstellung mit Brot und Bierkrug im Altarraum-Fenster erinnert an seine tätige Nächstenliebe, die "caritas", die hier im Einsatz der Dorfgemeinschaft für ihre Kapelle und in ihrer Kapelle erlebbar wird, wozu natürlich auch Essen und Trinken gehört!
Link zur multifunktional nutzbaren Kapelle Konrad von Parzham auf Google Maps